LEGO Themenwelten

Jeder Mensch findet unterschiedliche Sets von LEGO schön und das ist auch gut so. Dennoch sind für Investoren manche Themenreihen besser geeignet als andere. Das wollen wir uns heute mal anschauen. Vorweg muss ich euch aber sagen, dass es fast keine Reihe gibt, für die man eine wirklich pauschale Aussage treffen kann. Und auch gilt wieder der übliche Disclaimer, dass das nur meine Meinung ist und keine Anlageberatung. Selber denken ist immer noch am besten. Nicht nur bei LEGO, sondern ganz allgemein im Leben.

Schauen wir uns Faktoren an, die für oder gegen eine Themenreihe sprechen könnten.

	Themenreihen, die einen „Sammelfaktor“ haben		Neuauflagen von EOL-Sets
	Zielgruppe auch außerhalb der LEGO-Community.		generische Sets
	Lizenzen		sehr lange Lebensdauer
	exklusive Minifiguren		kein Must-Have-Faktor
	Display-Sets		zu geringer Wert
	hoher POV		zu hoher Wert

Im Folgenden möchte ich die aufgezählten Punkte genauer erläutern.

Alle Themenreihen bringen regelmäßig neue Sets. Doch nur bei wenigen Themenreihen gibt es einen Sammelfaktor. Dafür müssen die Sets relativ ähnlich sein, aber auch nicht gleich. Zum Beispiel sind alle Modular Buildings Häuser einer Stadt oder alle BrickHeadz sind eben kleine klotzige Köpfe, unterscheiden sich aber in ihrer Ausführung. Das ist insofern besonders interessant, da durch die unterschiedlichen Ausführungen, unterschiedliche Zielgruppen angesprochen werden und so eventuell in die Themenreihe hineingezogen werden. Ist jemand z.B. „Spice Girls“-Fan und hatte bisher nichts mit LEGO zu tun, wird diese Person sich eventuell dennoch das BrickHeadz Set 40548 „Hommage an die Spice Girls“ kaufen und so begeistert von der Idee sein, dass sie sich anschließend andere BrickHeadz anschaut. Ist diese Person dann auch „Fluch der Karibik“-Fan und stellt fest, dass es 2017 ein Captain Jack Sparrow BrickHeadz (41593) gab, ist es der Jackpot für Investoren. Denn auch wenn das Set ursprünglich nur eine UVP von 9,99 € hatte, wird der Fan ggf. auch den Preis von aktuell 40 € oder mehr zahlen. Sollte diese Person nun von diesen beiden Sets begeistert, schaut die Person sich immer mal wieder BrickHeadz an und im besten Fall entsteht eine Sammelleidenschaft, so dass diese Person nun auch andere EOL-Sets erwerben möchte.

Wie im zuvor erwähnten Beispiel dargestellt, können manche Sets auch eine Zielgruppe außerhalb der LEGO-Bubble ansprechen. Durch die wesentlich höhere Zielgruppe ist auch ein höherer Preis zu erzielen. Menschen, die nicht grundsätzlich LEGO sammeln, sondern nur ein spezielles Set haben möchten, sind häufig bereit einen höheren Preis zu zahlen, da sie einerseits den genauen Marktwert nicht kennen, aber andererseits auch nicht lange suchen oder warten wollen, sondern das Produkt sofort haben wollen. Ein optimaler Preis ist dann zweitrangig.

Lizenzen sind grundsätzlich ein wichtiger Faktor für Investoren. Nur wenn ein Produkt eine Lizenz hat, ist sichergestellt, dass andere Klemmbausteinehersteller nicht ein ähnliches oder gar besseres Set zu einem günstigeren Preis anbieten kann. Die größten LEGO-Lizenzen sind derzeit wohl Star Wars und Harry Potter und bieten somit einen Einstieg für Menschen, die bisher nicht viel mit LEGO zu tun haben. Auch für Kinder sind diese Sets interessant, da sich viele Szenen der Filme bzw. Bücher nachspielen lassen.

Sets, die Minifiguren enthalten, die einmalig sind oder eine besondere Bedruckung haben, können allein aufgrund der enthaltenen Minifiguren, enorme Preisanstiege erleben. Aber hier besteht auch die große Gefahr, dass eine Minifigur in einem anderen Set wieder erscheint und ggf. drastisch an Wert verliert. Dazu gibt es zwei berühmte Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit. Der Star Wars AT-ST Räuber mit der Set-Nummer 75254 erlebte einen regelrechten Hype als bekannt wurde, dass Disney die Zusammenarbeit mit der Darstellerin der Cara Dune beendete. Zum damaligen Zeitpunkt war dieses Set das einzige, welches eine Cara Dune Minifigur enthielt. Der Preis des Set schoss in den nächsten Wochen in die Höhe. Mitte 2021 wurde aber bekannt, dass die Cara Dune auch im Set 75315, dem Imperial Light Cruiser aus der Star Wars Reihe, erscheinen wird. Die Preise für die Cara Dune Minifigur sind dann von über 20 € auf unter 5 € gefallen und auch das Set 75254 war nicht mehr exklusiv mit dieser Figur und verlor drastisch an Wert. Obwohl das Set schon EOL ist, gibt es das Set auch heute noch mit Rabatten von ca. 20 %, da viele Investoren das Set wegen der Cara Dune Figur kauften und nun wieder abstoßen möchten, um das Kapital nicht langfristig zu binden. Es wird wahrscheinlich noch mindestens ein Jahr dauern, bis das Set wieder auf der UVP ist.

Ein anderes Beispiel ist das Set 75280 auch aus der Star Wars Themenreihe mit der Bezeichnung Clone Troopers der 501. Legion. Es handelt sich um ein klassisches Battlepack. Besonders wegen der Minifiguren wurde dieses Set gekauft. Für eine UVP von knapp 30 € erhielt man 6 Minifiguren von denen 4 exklusiv waren. Ein 501. Jet Trooper und drei reguläre Clone Trooper. Die drei 501. Clone Trooper waren allein schon ca. 18 € wert und wenn man das Set mit guten Rabatten einkaufte, hatte man mit diesen 3 Figuren fast das ganze Set bezahlt. Das am 26. Februar erscheinende LEGO Star Wars Magazin wird aber genau diesen Clone Trooper als Gratisbeigabe enthalten. Da das LEGO Star Wars Magazin hunderttausendfach erscheint, wird der Markt regelrecht mit 501. Clone Troopern überschwemmt. Obwohl das Magazin erst in 10 Tagen erscheint, ist der Preis für den 501. Clone Tropper schon auf ca. 3 € gefallen und hat sich somit im Wert halbiert.

Ein weiterer wichtiger Punkt für den Wertanstieg eines Sets ist die Displayfähigkeit. Erwachsene Legosammler werden AFOLs genannt. AFOL steht für Adult Fan of LEGO und AFOLs bespielen in der Regel die Sets nicht mehr, sondern stellen sie in eine Vitrine oder schauen sie einfach an. Wenn ein Set in einer Vitrine gut aussieht und ansprechend präsentiert werden kann, nennt man ein Set displayfähig. Da AFOLs ein ganz anderes Budget als Kinder oder Eltern für LEGO nutzen, sind AFOLs eine sehr interessante Zielgruppe für Investoren. Bei der Investmentauswahl sollte sich ein Investor folglich Gedanken machen, ob ein Set displayfähig ist und potentiell für AFOLs interessant ist.

Ein anderer wichtiger Wertfaktor eines Sets ist der POV (= Part Out Value). Da jedes LEGO Set aus Einzelsteinen besteht, kann man natürlich jedes Set auch einfach nachbauen, wenn man die Steine einzeln kauft. Die größte Plattform für den Kauf und Verkauf von Einzelsteinen ist Bricklink. Dort ist jeder Stein zu bekommen. Die Summe aller Einzelsteine (und Minifiguren) bildet den Part-Out-Value. Die UVP eines LEGO Sets liegt immer unter dem POV. Es lohnt sich also nicht, Sets in Einzelsteinen zu kaufen, sofern das Set noch am Markt zur UVP erhältlich ist. Sollte ein Set jedoch bereits EOL sein und einen starken Preisanstieg hinter sich haben, kann es sein, dass der Setpreis über dem POV liegt. Für Sammler ist der POV meistens nicht so relevant, da sie ein originalverpacktes Set in gutem Zustand haben möchten. Aber für Personen, die ein Set einfach aufbauen und bespielen möchten, kann es dann sinnvoller sein, die Einzelsteine zu bestellen. Folglich bildet der POV eine Grenze im möglichen Preisanstieg, sofern man nicht nur Sammler anspricht. Der Faktor zwischen UVP und POV liegt bei den meisten Sets zwischen 1,5 und 3,0. Das bedeutet, dass es 1,5x bis 3,0x teurer ist ein Set aus Einzelsteinen zu erwerben als das komplette Set zu kaufen. Investiert man in Sets, die nicht für Sammler relevant sind, sollte man diesen Faktor zumindest beachten. In der Regel lassen sich die Spielsets auch etwas über dem POV verkaufen, da das zusammensuchen der Einzelsteine mit viel Arbeit verbunden ist und viele Menschen einfach lieber ein komplettes Set kaufen.

Eine Neuauflage eines Sets kann einen bisherigen Wertanstiegs vollends vernichten. Man muss dabei zwischen einer nahezu identischen Neuauflage und ähnlichen Neuauflage unterscheiden. Beides ist in der Vergangenheit mehrfach vorgekommen und hat teils enorme Wertsteigerungen pulverisiert. Bei den identischen Neuauflagen sind die IDEAS Sets 21313/92177 Schiff in der Flasche und 21309/92176 NASA Apollo Saturn V hervorzuheben. Nachdem das Schiff und der Flasche und auch die NASA Apollo Saturn V Ende 2019 EOL gegangen sind, stiegen beide Sets im Wert. Doch beide Sets erschienen wenige Monate später wieder als Neuauflage. Beide Sets wurden als 1:1 Neuauflage ohne Veränderungen zur ursprünglichen UVP wieder herausgebracht. Für Käufer bestand somit kein Grund mehr, mehr als die UVP für das Set zu zahlen. Da manche Händler die neuen Sets sogar mit Rabatten anbieten, ist nicht mal mehr die UVP garantiert.

Aber auch wenn ein Set nicht 1:1 neu aufgelegt wird, kann ein ähnliches Set einen Wertanstieg ebenfalls vernichten. Bekanntes Beispiel ist der Star Wars UCS Millennium Falcon mit der Set Nummer 10179 aus 2007, der nach EOL teil für mehrere tausende Euro gehandelt wurde. 2017 erschien ein noch größerer (im Zweifel besserer) Star Wars Millennium Falcon mit der Setnummer 75192 mit einer UVP von knapp 800 €. Der Preis des Millennium Falcons aus 2007 brach daraufhin ein und befindet sich heute nur knapp über 1.000 €. Die Sets sind nicht identisch und der neue Millennium Falcon hat 2.344 Teile mehr. Für spezielle Sammler hat das alte Set einen Wert, aber die meisten Sammler werden dann lieber den neuen, größeren und günstigeren Millennium Falcon nehmen.

Ähnlich verhält es sich mit generischen Sets, die immer wieder neu mit geringen Änderungen erscheinen. Ein Beispiel eines generischen Sets ist die Mobile Polizei-Einsatzzentrale 60315 aus der City-Themenwelt. Ausführlich dazu habe ich in den Investment-Basics geschrieben.

Ein ganz großer Unsicherheitsfaktor ist die Lebensdauer eines LEGO Sets. Manche Sets sind nur ein Jahr am Markt wohingegen andere Sets einfach nicht gehen wollen. Es lässt sich zwar bei manchen Serien eine grobe Lebensdauer aufgrund vorheriger Sets abschätzen, aber es ist eben nur eine Schätzung, an die sich LEGO nicht halten muss. Selbst innerhalb einer Serie können Sets unterschiedlich lang am Markt bleiben. Während das Architecture Set von Dubai (21052) nur von 2020 bis 2021 am Markt war und San Francisco (21043) nach 3 Jahren EOL war, begleitet uns London (21034) seit über 6 Jahren und New York City (21028) sogar seit über 7 Jahren. Gelegentlich werden manche Artikel sogar als Auslaufartikel bekannt gegeben und dann kurzfristig doch verlängert.

Nicht an harten Fakten lässt sich der Must-Have-Faktor abschätzen. Bei manchen Sets ist der Must-Have-Faktor hoch, weil ein Set einmalig oder ikonisch ist und bei anderen Sets ist der Must-Have-Faktor einfach nicht gegeben. Eine Anleitung dafür lässt sich nicht geben. Hier hilft nur, die Community beobachten und informiert bleiben.

Eine zu hohe oder zu niedrige UVP kann ebenfalls ein Punkt sein, der gegen ein Investment spricht. Bei niedrigen UVPs von bspw. 9,99 € reicht selbst eine Verdopplung des Preises kaum aus, um Versand und Verkaufsgebühren zu decken. Die Arbeitszeit, die man mit dem Set hat, wird dann gar nicht bezahlt. Ein typisches Beispiel sind die meisten BrickHeadz, die häufig eine UVP von 9,99 € haben und nach EOL maximal 20 oder 30 € erreichen. In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, Bundels aus mehreren unterschiedlichen, aber thematisch passenden BrickHeadz anzubieten.

Bei Sets mit sehr hohen UVPs (über 300 €) reicht zwar prozentual schon eine geringe Wertsteigerung, um einen nennenswerten Betrag an Gewinn einzufahren. Problematisch ist aber, dass die potentielle Käuferzahl in dieser Preisklasse drastisch abnimmt und die wenigen Käufer dann wirklich makellose Sets haben möchten, was eine astreine Lagerung erfordert.

Fazit

Welche Themenreihen sind nun sinnvoll oder welche nicht? Wie oben beschrieben, lässt sich eine pauschale Aussage nicht treffen, dennoch gibt es Themenreihe, die ich persönlich für investmenttauglich halte und welche ich für nicht investmenttauglich halte.

Chinese New Year (Unterthema der Seasonals)	Classic
IDEAS	City
Stranger Things	Vidiyo
Architecture	Hidden Side
	Minecraft

Wer sich aufmerksam mein Depot angeschaut hat, stellt fest, dass ich meine eigene Regel nicht immer beachte. Das ist das Problem an der Sache. Eine grundsätzliche Aussage ist kaum möglich, da selbst innerhalb einer Themenreihe Sets so unterschiedlich sein können, dass sich bei manchen ein Investment lohnt und bei anderen eben nicht.