
Investment-Basics
Wie kann man mit LEGO Geld verdienen?
LEGO-Sets sind nur eine bestimmte Zeit am Markt. Nachdem ein Set nicht mehr im Handel verfügbar ist, kommen die Investoren ins Spiel. Investoren kaufen Sets und lagern diese unter optimalen Bedingungen ein, um sie auch nach dem EOL (= End of Life) anbieten zu können. Dafür nehmen die Investoren einen Preis, der häufig über der UVP (= unverbindliche Preisempfehlung) liegt. In Kombination mit einem günstigen Einkaufspreis unterhalb der UVP ist es möglich, den 100 % Aufpreis gegenüber dem Einkaufspreis zu erreichen.
Beispiel: Das Architecture-Set 21043 San Francisco hatte eine UVP von 49,99 €. Es war regelmäßig mit 30 % Rabatt für ca. 35 € zu erwerben. Das Set ging zum Jahreswechsel 2021/2022 EOL und erreicht bereits heute Verkaufspreise von ca. 70 €. Somit hat sich der Preis gegenüber dem Einkauf verdoppelt bzw. einen Zuwachs von 100 % erlebt.
Die Leistung des Investors liegt darin, Sets günstig zu kaufen, fachgerecht einzulagern, um sie zu einem späteren Zeitraum anbieten zu können. Für diese verlängerte Verfügbarkeit zahlen Kunden dann den Aufpreis gegenüber der UVP.
Kann man mit jedem LEGO-Set Geld verdienen?
Nein, definitiv nicht. Viele LEGO-Sets sind generisch und erscheinen alle paar Jahre wieder. Ein Kunde wird nicht für eine ältere Version des fast gleichen Sets einen Aufpreis zahlen.
Beispiel: Von 2010 bis Ende 2013 war der 7288 Polizei Truck für 39,99 € UVP verfügbar. Eine neue Version dieses Trucks kostet heute über 200 €. Direkt im Anschluss erschien 2014 bis Ende 2016 der 60044 Polizei-Überwachungs-Truck für eine UVP von 29,99 €. Eine neue Version dieses Trucks kostet heute ca. 170 €. Doch auch hier erschien im direkten Anschluss von 2017 bis Ende 2021 die 60139 Mobile Einsatzzentrale für eine UVP von 39,99 €, die sich nur unwesentlich von den vorherigen Trucks unterscheidet. Dieses Set ist heute Mitte Februar 2022 noch mit über 20 % Rabatt zu erwerben, obwohl auch schon das Nachfolge-Set 60315 für 39,99 € verfügbar ist. Ein Kunde wird kaum für eins der vorgenannten Set einen Preis von mehreren Hundert Euros zahlen, da immer wieder ähnliche Sets erscheinen. Ein solches Set ist generisch und hat für Investoren kein Anlagepotential.
Ganz anders sieht es aber mit dem Herr der Ringe Set 10237 Der Turm von Orthanc aus. Dieses Set erschien von 2013 bis Ende 2015 und war für eine UVP von 199,99 € zu erhalten. Da im Anschluss kein weiteres ähnliches Set erschien, ist der Preis für dieses Set heute auf über 600 € gestiegen.
Woran erkennt man Investment-taugliche Sets?
Diese Erkenntnis ist mit die schwierigste Aufgabe eines Investors. Welches Set nach EOL im Preis steigen wird, ist die Kernfrage des Investors. Es gibt zwar einige Indikatoren, die auf einen Preisanstieg hinweisen, allerdings ist langjährige Erfahrung unersetzlich.
Indikatoren können sein:
- Lizenz/Marke (z.B. Star Wars, Speed Champions)
- Einzigartige Sets (z.B. IDEAS)
- Serien (z.B. BrickHeadz oder Modular Buildings)
- hoher POV (= Part Out Value)
Aber auch diese Indikatoren sind keine Garantie für eine Wertsteigerungen, da LEGO gelegentlich Neuauflagen erfolgreicher Sets bringt (21313 und 92177 oder 21309 und 92176) oder ähnliche Sets herausbringt (76023 und 76240). Nach Neuauflage eines Sets, besteht für Kunden häufig kein Grund mehr, das ältere, teurere Set zu erwerben.
Genauso gibt es Sets, die eine beachtliche Wertentwicklung hinter sich haben, obwohl sie weder eine Lizenz haben oder einer Serie angehören. Beispielsweise ist die schwarze Drachenburg (6085) heute in OVP (= Originalverpackung) nur für mehrere Hunderte Euro zu erwerben, obwohl es auch heute noch Ritterburgen gibt.
Welche Fehler sollte man vermeiden?
- Zu breite Streuung: Anfänger neigen dazu, jedes Set zu kaufen, welches günstig ist. Doch ein niedriger Preis sollte keinesfalls dazu verführen, zu viele verschiedene Sets zu kaufen. Besonders anfangs ist es besser sich auf eine bestimmte Serie zu konzentrieren und in diesem Bereich Fachwissen aufzubauen.
- Zu früh Kapital binden: Selbst wenn ein Set günstig erscheint, ist es fast nie sinnvoll, dieses direkt nach Erscheinen zu kaufen, da Kapital dann sehr lang, teils über mehrere Jahre, gebunden ist. Sinnvoller ist es, Sets erst kurz vor EOL zu kaufen, damit das Kapital nur kurzfristig gebunden ist.
- Zu günstige Sets: Sets, die eine günstige UVP haben, bringen selbst nach Vervielfachung ihrer UVP nur wenig Geld ein, von dem dann ggf. noch Versandgebühren bezahlt werden müssen. Auf die notwendige Arbeitszeit umgerechnet, lohnen sich Sets unter 30 € UVP nur sehr selten zum Investment. Beispiel: Das Minecraft-Set 21162 Das Taiga-Abenteuer mit einer UVP von 9,99 € wird sich ggf. irgendwann im Preis verdoppeln und für 20 € zu verkaufen sein. Zieht man davon aber Gebühren für den Verkauf auf eBay oder Amazon ab und bedenkt noch die 4-6 € Versandkosten, schafft man es vielleicht gerade keinen Verlust mit diesem Set zu machen.
- Zu teure Sets: Sets, die schon eine sehr hohe UVP haben, müssen zwar prozentual nur gering steigen, damit man als Investor schon einen nennenswerten Gewinn erreicht, allerdings ist sehr viel Kapital gebunden und Investoren, die nach EOL mehrere Hundert, wenn nicht gar Tausend Euro ausgeben, wollen verständlicherweise nur Sets in makellosem Zustand und sind sehr kritische Kunden. Aufgrund umfangreicher Kundenrechte beim Online-Handel ist ein hohes Risiko gegeben, dass durch den Versand beschädigte Sets, zu beachtlichem finanziellem Verlust beim Investor führen.
- FOMO: (= Fear of missing out) Die Angst etwas zu verpassen, führt gelegentlich bei Investoren dazu, dass sie panikartig manche Sets ohne nennenswerte Rabatte einkaufen. Doch stattdessen sollte der erfahrende Investor nicht jedem Set nachlaufen. Stattdessen kann das Kapital in andere Sets investiert werden. Es gibt mehr als genug Auswahl.
Wie verkauft man am besten?
Typische Verkaufsplattformen sind eBay und Amazon Marketplace. Die Gebühren (Stand: 02/2022) betragen bei eBay 11 % des Verkaufspreises und bei Amazon 16 % des Verkaufspreises. Zusätzlich fällt bei beiden Anbietern noch eine Grundgebühr an. Ein Verkauf auf eBay-Kleinanzeigen lohnt aufgrund des erhöhten Arbeitsaufwandes meistens nicht.
Was ist ein guter Verkaufspreis?
Jeder Investor muss selbst entscheiden, für welchen Preis er ein Set verkaufen will. Ich selbst verfolge meistens die Faustformel: Einkaufspreis x 2 = Verkaufspreis. Allerdings bedeutet eine Verdopplung des Verkaufspreises bei weitem nicht, dass man 100 % Erlös hat, da noch Gebühren für den Verkauf sowie Versandkosten abgehen. Beispiel: Einkaufspreis des 80107 Frühlingslaternensfest lag kontinuierlich bei 99,99 €, da dieses Set LEGO-exklusiv war und Rabatte nie möglich waren. Bei einem Verkaufspreis von 200 € über Amazon Marketplace behält Amazon 33 € an Gebühren und der Versand kostet ca. 6 €. Ebenfalls muss Verpackung, Klebeband und Verpackungslizenz abgezogen werden. In diesem Beispiel sind dafür ca. 3 € angesetzt. Somit ergibt sich folgende Rechnung: 200 € – 33 € – 6 € – 3 € = 158 € Einnahmen bzw. 58 € wenn man den Einkaufspreis abzieht. Von diesem Betrag sind ggf. noch Steuern zu zahlen, da für den Verkauf mit Gewinnerzielungsabsicht immer ein Gewerbe angemeldet werden muss.